In der Kirche Maria-Waldrast in Krefeld-Forstwald wurde 2002 ein Orgelbauverein gegründet. Die Hauptaufgabe des Vereins bestand zunächst darin, eine Lösung für die unbefriedigende Situation der Orgel auf der Orgelbühne und damit auch einen neuen Standort zu suchen.
Gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern wurden viele Überlegungen angestellt und schließlich entstand die Idee, Neues mit Altem zu verbinden.
So wurden die noch gut erhaltenen Pfeifen der 1971 erbauten Verschueren-Orgel in eine neue Orgel integriert und zwei neue Register hinzugefügt.
Die neue Orgel wurde durch die Firma Martin Scholz aus Mönchengladbach entworfen und gebaut. Es entstand ein Instrument mit 16 Registern, das einen neuen Standort unten in der Kirche und nicht mehr oben auf der Orgelbühne fand. Dadurch erschließen sich in der mit einer hervorragenden Akustik ausgestatteten Kirche Maria-Waldrast für die Musizierenden viele neue Möglichkeiten. Stolz durften alle an der Planung, der Sammlung von Spenden und der Durchführung von Benefizveranstaltungen Beteiligten sein. Nach nur 6 Jahren konnte das Vorhaben umgesetzt werden.
Die Orgel wurde 2009 gebaut und am 8. November 2009 geweiht.
Der freistehende Spieltisch wurde nach klassischen Vorbildern gebaut. Die Registerzüge sind in Familien in den linken und rechten Staffeln eingebaut. Die Registerzugknöpfe, aus Ebenholz von Hand gedrechselt, sind so angebracht, dass bis zu drei Züge mit einem Handgriff gezogen werden können. Die Koppelzüge sind links und rechts in den Staffeln parallel angebracht. Die Untertasten der Manuale sind mit Rinderknochen belegt, die Obertasten bestehen aus Ebenholz. Die Klaviaturen haben Backen aus massivem Ebenholz.
Bei den in den Unterhäusen eingebauten Faltenbälgen und Windversorgungsanlagen kann man durch die in der Rückwand befindlichen Lichtöffnungen sehen, wie Windverbrauch und Windversorgung gesteuert und geregelt werden. Alle Windkanäle zu den einzelnen Werken sind aus massiver Eiche, dem Windverbrauch entsprechend bemessen und steigend angelegt. Kondukten aus Kupferrohr übernehmen die Windversorgung der Prospektpfeifen und des hochgebänkten Cornett 5f. im Hauptwerk.
Der Werkaufbau der Orgel spiegelt sich in der Prospektgestaltung wieder. Das in dem Turmbogen platzierte Orgelgehäuse umschließt das Hauptwerk, Schwellwerk, Positiv und Pedal. Das gesamte Instrument hat eine Höhe von 11,80 m, eine Breite von 6,67 m und ist 3,14 m tief. Die Pedaltürme mit den Prospektpfeifen Prinzipalbaß 16‘ flankieren das Hauptwerk und Positiv, das Schwellwerk liegt hinter dem Hauptwerk. Als Besonderheit ist das Hochdruckwerk mit den 16‘-, 8‘- und 4‘-Zungenregistern zu betrachten, das über ein eigenes Gebläse mit 150 mm WS Winddruck versorgt wird. Die Schleiflade ist mit im Schwellwerk untergebracht. Das Schwellwerkgehäuse besteht aus Rahmen und Füllungen und ist aufgedoppelt. Die Jalousien sind aus Holz, so dass eine gute Schwellwirkung erreicht wird.Durch die ausgearbeitete Disposition hat der Organist die Möglichkeit, ein weites Spektrum der Orgelliteratur zu interpretieren. Die Disposition beinhaltet Elemente barocken Klanges sowie ein großzügig angelegtes Schwellwerk mit französischer Prägung. Auch romantische und zeitgenössische Musik ist auf der Orgel zu spielen.
Das gesamte Instrument besitzt 39 Register mit 2.720 Pfeifen, die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind.
Ruth Stockmann
(Aus der Festschrift 100 Jahre Kirchenchor St. Josef, Krefeld)